Trauerredner*in: Ausbildung, Beruf, Berufung

Trauerredner*in: Ausbildung, Beruf, Berufung

Bei Hochzeiten ist es offensichtlich: immer mehr Paare ziehen der kirchlichen Zeremonie eine freie Trauung vor. Diese sind meist persönlicher, lassen sich auf die individuellen Wünsche des Brautpaares abstimmen und an jedem beliebigen Ort der Welt durchführen.
Bei Beerdigungen und Abdankungen ist dieser Trend erst im Entstehen. Ein Grund dafür dürfte sein, dass viele Menschen noch gar nicht wissen, dass es eine passende, zeitgemässe Alternative gibt: die freie Trauerfeier.

 

Was ist eine freie Trauerfeier?

Bei der freien Trauerfeier wird von einer Person Abschied genommen, ohne dass die leitende Person eine kirchliche Funktion innehat. Die Zeremonie kann dabei auf einem Friedhof oder an jedem passenden Ort stattfinden: an einem See, im Wald, auf einem Berg – ganz dort, wo sich der im Zentrum der Feier stehenden Person am stimmigsten gedenken lässt. 

Während einer Trauerfeier wird das Leben und Wirken der Verstorbenen gewürdigt. Oftmals beinhalten die Zeremonien vorgetragene Erinnerungen und Anekdoten aus dem Leben, Musik sowie Rituale, die es den teilnehmenden Menschen erlauben, auf individuelle Art Abschied zu nehmen. 

 

Was sind die Aufgaben eines Trauerredners?

Nach der ersten Kontaktaufnahme unterstützen Trauerredner*innen die Hinterbliebenen dabei, die passende Form für eine Abschiedsfeier zu finden. Sie hören sich die Lebensgeschichte des Verstorbenen an, erkunden vorhandene Wünsche, Bedürfnisse und Vorstellungen und formulieren daraus Ideen und Elemente für die Gestaltung der Zeremonie. 

Als nächstes gehört zu den Hauptaufgaben von Trauerredner*innen natürlich das Schreiben einer persönlichen Abschiedsrede. Ausserdem unterstützen sie die Vorbereitung und Organisation der Zeremonie, koordinieren Beiträge weiterer Personen und übernehmen am Tag X die Leitung der Feier. 

 

Wie werde ich Trauerredner*in?

In der Schweiz bietet die Zeremonien-Akademie zweimal jährlich eine 10-tägige Ausbildung zur professionellen Trauerrednerin an. In fünf Modulen begleiten erfahrene Profis die Teilnehmenden auf ihrem Weg in die selbstständige Tätigkeit. Die Kontaktgestaltung mit Hinterbliebenen, Ritualfachwissen und der Umgang mit Trauer gehören da ebenso dazu wie Auftrittskompetenz, Marketing und Selbstmanagement. Die Ausbildung kann mit einer Zertifikatsprüfung abgeschlossen werden. 

Zeremonien-Akademie - Die Ausbildung zum*r Trauerredner*in
Zeremonien-Akademie - Die Ausbildung zum*r Trauerredner*in

Wer kann freie Trauerrednerin werden?

Freie Trauerredner*in ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Jede Person, die einen entsprechenden Ruf dazu verspürt, darf sich so nennen und Trauerfeiern leiten. Der Wille, sich vertieft und konstant mit Themen wie Tod, Verlust und Sterben zu konfrontieren, gute Kommunikations- und Organisationsfähigkeiten sowie ein Flair für selbstständiges Arbeiten sind jedoch wichtige Voraussetzungen, um in diesem Metier nachhaltig Fuss zu fassen. 

 

Für professionelle Trauerredner*innen gibt es in der Schweiz mit Amanos ein aktives Netzwerk für Auftragsvermittlung, Austausch, Weiterbildung und Vertiefung. 

 

Trauredner*in – mehr als ein Beruf?

Das Begleiten von Menschen beim Abschied einer geliebten Person ist eine Tätigkeit von grosser Tragweite. Trauerprozesse und die Kräfte, die sich dabei entfalten können, gehen tief. Und sie können heilsam sein. Trauerredner*innen unterstützen Trauernde, indem sie auf einer wichtigen Etappe ihres Weges eine zentrale Rolle einnehmen. Dies achtsam und sorgfältig zu machen erfordert Hingabe und die Bereitschaft, sich in den Dienst von etwas Grösserem zu stellen. Wenn dies gelingt, ist oft der grösste Lohn dafür die Dankbarkeit seitens der abschiednehmenden Personen sowie die Überzeugung, nicht einfach einen Job zu machen, sondern eine Berufung zu leben. 

 

Weitere Informationen:

www.zeremonien-akademie.ch/ausbildung-zum-trauerredner

www.amanos.ch

 


* Zu meinen, dass nur Kirchenmitglieder auf dem Friedhof bestattet werden dürfen, ist eine weitere, hartnäckige Wissenslücke. Fakt ist: Die Friedhöfe in der Schweiz gehören den Gemeinden und Verstorbene dürfen dort unabhängig ihres Glaubens beigesetzt werden und ihre letzte Ruhe finden.